Wir wählten den kleinen Suzuki, als der freundliche Angestellte uns eine Art Auto anbot. Es stände auch ein Samsung zur Auswahl, jedoch waren wir nicht sicher, ob damit lediglich eine Konsole für unsere Smartphones gemeint war. Geplant war ein zweitägiger Ausflug auf die Pazifikinsel Chiloé. Sie ist mit der Fähre erreichbar und steht bei Patagonien-Reisenden unverständlicherweise nicht oben auf der Agenda. Es mag daran liegen, dass es dort nur zwei Wetterlagen gibt: Dauerregen oder Nieselregen. Der Zufall wollte, dass wir die nicht vorgesehenen zwei Sonnentage des Jahres erlebten.
Pelikane geleiteten uns über die Meeresenge
Zwar untersteht Chiloé formal der Zentralregierung in Santiago de Chile, es gelten jedoch andere Gesetzmäßigkeiten auf dem durch sanfte Hügellandschaften wohlgestalteten Eiland. Ein Geheimbund von Zauberern, getarnt als unbescholtene Bürger, bildet dort ein grausames Regime. Mit ihren Fähigkeiten führen sie die Menschen nach Belieben ins Verderben, ihr Hunger nach Leid ist unersättlich.
Trügerischer Alltag
Jungfrauen würgen ihre Eingeweide heraus, damit sie leichter fliegen und übermitteln als Voladoras unheilbringende Anweisungen.
Die Caleuche, ein Geisterschiff in ihren Diensten, segelt mit betörender Musik gegen den Wind. Ihr Bedarf an Seeleuten ist groß. Ahnungslose werden an Bord gelockt und, wer nicht im Rang eines Kapitäns steht, wird auf einem Felsen ausgesetzt.
Es gelang mir, sie mit meinem Bootsführerschein zu überlisten.
Die Regierungszentrale liegt in einer Höhle.
Der Invunche, ein deformiertes Menschenwesen, dient als Wächter der Unterwelt gegen welches das Fegefeuer anmutet wie eine Lufthansa VIP-Lounge. Sein Gesicht ist auf den Rücken gedreht und seine Glieder ausgekugelt. Er wurde mit Katzenmilch aufgezogen und ernährt sich von Menschenfleisch.
Ein Museumsbesuch in Ancud bot mir die Gelegenheit, eine grafische Darstellung der Insel-Administration zu fotografieren. Der Urheber ist mir leider nicht bekannt.
Ancud hatte als Kontrollposten der Magellan-Passage eine herausragende Stellung – bis zur Fertigstellung des Panama-Kanals.
Wir mieteten uns in einem der Palfitos – der Stelzenhäuser oder Pfahlbauten – in der Inselhauptstadt Castro ein. Castro ist nebenbei eine der ältesten Stadtgründungen der spanischen Eroberer. Es nennt auch die größte der 150 Holzkirchen sein eigen, derer 14 bilden ein Unesco-Weltkulturerbe.
Chiloé ist nicht nur wegen seiner Mystik und eigensinnigen Bewohner etwas ganz Besonderes!