Wir verließen B.A. per Schiff um den Rio de La Plata zu überqueren. Das Flussdelta hatte an dieser Stelle eine Breite von rund 50 km. Am anderen Ufer hatten wir den Boden Uruguays unter den Füßen. Ein Bus schaukelte uns unweit der Küste Richtung Piriápolis. Wir erwarteten ein beschauliches Städtchen, das im 18 Jhdt von einem selbstverliebten Esoteriker gegründet wurde und wohl in den 20ern des letzten Jhdts Karriere als Jugendstil Badeanstalt gemacht hatte.
Zuvor zog jedoch eine in alle Grünvariationen getauchte und mit Zurückhaltung kultivierte Landschaft an unserer getönten Scheibe vorbei. Auf frühlingssaftigen Weiden stand schwarzfleckiges Vieh und mannshohe Räder aus geballten Heu und Stroh lagen auf den Feldern und Wiesen. Alles wirkte sehr vertraut.
Ich erinnerte mich daran, dass man uns in den 90ern lehrte, Uruguay sei die Schweiz Lateinamerikas. Ein Gefühl sagte mir, dass daran etwas nicht stimmte. Tage später korrigierte ich diesen Vergleich – zumindest für mich selbst: Es musste Belgien sein.
Dafür sprachen mindestens 3 Gemeinsamkeiten: Erstens, die zögerliche Bereitschaft zur Erneuerung ihrer Fahrzeugflotten. Zweitens, eine Neigung zur Durchführung von Trödelmärkten und, drittens, der Gleichmut gegenüber den Regeln der Materialermüdung und des damit einhergehenden allgemeinen Zerfalls.
Nur am Rande: Tage später unternahmen wir einen Ausritt mit unserem betagten Mitsubishi-Pickup, der für eine handvoll Dollar zeitweise in unseren Besitz geriet. Nach einer eindringlichen Empfehlung der eigentlichen Besitzerin ging es nach Punta del Este. Die Begründung der um kein Erlösmodell verlegenen Dame aus Montevideo war einfach: Auf der Strecke wurde keine peaje, also keine Maut, erhoben.
In mir wurden dort bereits verblasste Erinnerungen an Ostende geweckt. Bettenburgen aus Beton drängten sich an einem langen Sandstrand und bildeten so eine seelenlose Siedlung.
Super! Die Fotos, der Verfall, das Auto – Belgien allgemein
Sehr schöne Fotos! Und Agnes sitzt am Steuer!
Aus welchem Material besteht denn dieser Spiderman???
so genau wissen wir das auch nicht. Sah doch ziemlich lebendig aus, oder? Er scheint aus Blech oder Stahl geschweißt zu sein.
gabs auch pommes?